Le Sacre du Printemps

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IGOR STRAWINSKY
Le Sacre du Printemps
piano solo bearbeitet und gespielt von MAREK TOMASZEWSKI
(in Vorbereitung, CD-Veröffentlichung Frühjahr 2010)

 1. Vorboten des Frühlings - Tanz der jungen Mädchen (Teil 1: Die Anbetung der Erde)  
 2. Verherrlichung der Auserwählten (Teil 2: Das Opfer)  

 

Marek Tomaszewski wagt Klavier-Solo von Strawinsky's "Le Sacre du Printemps" ('The Rite of Spring') *

Visionär des modernistischen Klaviers...

Marek Tomaszewski mit "Le Sacre du Printemps" ('The Rite of Spring') auf dem Weg zu den Quellen der kompositorischen Vorstellungskraft

"...unter den zehn Fingern von Marek Tomaszewski hören wir die Gesamtheit dieser Partitur...".

von Andrzej Chłopecki Journalist/Musikkritiker, Warschau

Das Jahr 1912, «Strawinsky brachte den vierhändigen Klavierauszug seines Werks Le Sacre du Printemps mit. Debussy war einverstanden, die Bass-Partie zu spielen ... Als sie fertig waren, war keine Rede von Umarmungen oder Komplimenten. Wir waren erstarrt und zermalmt von dem Orkan, der aus den Abgründen der Jahrhunderte heranzog und uns aus der Bahn unseres Lebens warf.» - schrieb Louis Laloy.

Das Jahr 1913, bei der Uraufführung im Pariser Théâtre des Champs Elysées ging der Abend in die Geschichte als einer der größten und sicherlich als der berühmteste Skandal ein.

Die Symphonien von Haydn, Mozart, auch von Beethoven, oder Schubert und Schumann auf dem Klavier zu spielen, ist nicht einfach, aber nicht halsbrecherisch. Die Schwierigkeiten beginnen genau in der Zeit, in der Strawinsky sein Meisterwerk verfasst. Sie betreffen die «Nichtübersetzbarkeit» der symphonischen Werke oder Opernstücke in die Klavierversion.

Die Nichtübersetzbarkeit folgt aus dem einzigartigen Hervorbrechen der symphonischen Materie zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus der Verdichtung der Materie und der Harmonie und ihrer akkordischen Chromatisierung, in der Expansion des ungestümen Rhythmus, der Perkussion, im Reichtum, mit dem der spätromantische, expressionistische Orchesterapparat atmet. Dieser Apparat ist in den vitalen, wie bei Strawinsky oder Bartok manchmal bruitistischen «Umsturz» der vorgefundenen ästhetischen Ordnung engagiert. Wie kann das in die von zehn Fingern bewegte Klavierklaviatur gepresst werden?

Marek Tomaszewski machte sich beim «Spiel» des Le Sacre du Printemps auf den Weg zu den Quellen der kompositorischen Vorstellungskraft. Es scheint so, als würde er bei der Ausarbeitung der Partitur nach der Essenz und der Energie von Strawinsky am Klavier greifen (Strawinsky hat ja am Klavier geschrieben!), der seine Welt des «uralten Russlands» kreierte, war aber pianistisch nicht so gewandt wie Marek Tomaszewski. Tomaszewski baut seine pianistische Kreation auf die am meisten maßgebliche Quelle – auf die Orchesterpartitur. Und diese ist mit ihrem Inhalt und als Vision berauschend – die revolutionäre Geste des Komponisten betrifft hier sowohl den Rhythmus, der sich der Kontrolle des Metrums entzieht, wie auch die harmonischen Komplikationen und letztendlich die Klangfarbe der Instrumentation, den reinen Klang, der bei Strawinsky in die Weite wandert, die auf das Klavier praktisch nicht «übertragbar» ist. Aber Marek Tomaszewski «überträgt» diese Weite. Er geht in seiner Version Schritt für Schritt vor. Wie ein Untersuchungsbeamter oder Jäger verfolgt er alle Einzelheiten, um sie in ihrer fast vollständigen ästhetischen Aussprache in der Partitur des Balletts zum Klingen zu bringen. Um das so zu können, wie das Marek Tomaszewski macht, muss man ein hervorragender Pianist, ein Visionär des modernistischen Klaviers, sein. Wir haben hier ja den ganzen, in Bewegung gesetzten pianistischen «Apparat». Akkordische Girlanden, bebende rhythmische Pulsation, Koloraturen der Ornamente und Glissandi, Arabesken flackernder und einander kontrapunktierender Motive. Ein hervorragend moderner Pianist nimmt zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Partitur eines hervorragenden Komponisten des 20. Jahrhunderts auf das Pult, der dieses Meisterwerk zu Beginn des Jahrhunderts geschaffen hat, und beschließt, diese Orchesterpartitur mit dem gesamten Pietismus für ihre auf dem Klavier praktisch nicht zu «kopierenden» Nuancen und Mäander auf diesem Instrument zu spielen, und dennoch….

Marek Tomaszewski hat nicht irgendeine Paraphrase oder Transkription des Le Sacre du Printemps von Igor Strawinsky vorgenommen. Mit der Demut, die dem Meisterwerk zusteht, spielt er nach eigenen, sehr detailliert aufgeschriebenen Noten (manchmal sogar mit der Applikatur); die die Partitur von Strawinsky gewissermaßen «überschreiben». Und das ist das Unwahrscheinliche: unter den 10 Fingern von Marek Tomaszewski hören wir jedoch die Gesamtheit dieser Partitur.

Erst hatten wir also die Version von Igor Strawinskys Le Sacre du Printemps in der Gestalt der Notenaufzeichnung als Druckausgabe für vier Hände und ein oder zwei Klaviere, dann in der Gestalt der vollständigen Partitur, jetzt – in der Gestalt der Kreation von Marek Tomaszewski und seiner zehn Finger auf dem Klavier, die als dritte (obwohl nicht von Strawinsky) Version Le Sacre du Printemps in den musikalischen Verlagsumlauf gelangen kann. Möglicherweise wird sie von anderen Pianisten gespielt und wird zu einer Position bei Klavierwettbewerben mit besonders hochgeschraubten technischen wie auch mentalen, also ästhetischen und künstlerischen Anforderungen …

Der pianistische Vortrag eines Teils der Partitur des Le Sacre du Printemps von Igor Strawinsky durch Marek Tomaszewski - in seiner virtuosen pianistischen Kreation – ist im Film von Jan Kounen Coco Chanel et Igor Strawinsky* zu sehen. Im Film werden Szenen mit den Händen von Marek Tomaszewski gezeigt, wie er dieses Stück spielt.


* voraussichtlicher Veröffentlichungstermin: Frühjahr 2010
** Kino-Premiere Deutschland: 15.4. 2010

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